November 2020 – Im Rahmen des Projekts "Globaler Kohlenstoffmarkt" fand im Juni ein Webinar zum Thema „Herausforderungen und Chancen von Artikel 6 für Afrika“ statt, welches in Zusammenarbeit mit dem Frankophonen Cluster der Partnerschaft für Transparenz im Pariser Abkommen (PATPA) durchgeführt wurde. Die Veranstaltung, an der mehr als 120 Personen teilnahmen, machte deutlich, wie wichtig es ist, bereits jetzt eine strategische Vision für Marktmechanismen zu entwickeln, auch wenn die Verhandlungen zu Artikel 6 noch nicht abgeschlossen sind.
In ihrer Einführung ermutigte Afef Jaafar als Vertreterin der nationalen Energieagentur Tunesiens die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, frühzeitig Vorbereitungen zu ergreifen, um das Potenzial von Artikel 6 für einen Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft in Afrika voll ausschöpfen zu können. Während die afrikanische Beteiligung am CDM sehr gering war, zeigte der Vortrag von Axel Michaelowa (Perspectives Climate Group), dass der Kontinent bei den aktuellen Artikel-6-Pilotinitiativen gut vertreten ist. Dies kann als eine Chance gesehen werden, da die afrikanischen Länder von diesen Initiativen lernen können und nicht bei Null beginnen müssen.
In seinem Vortrag stellte El Hadji Mbaye Diagne, Chefunterhändler der afrikanischen Verhandlungsgruppe, die afrikanischen Prioritäten in den Artikel-6-Verhandlungen vor. Dazu gehören die Gewährleistung von Umweltintegrität und Transparenz bei Artikel 6.2 und 6.4 sowie die Sicherstellung eines Gleichgewichts zwischen beiden Artikeln. Darüber hinaus setzt sich die Afrikanische Verhandlungsgruppe zusammen mit anderen Entwicklungsländern für eine angemessene und vorhersehbare Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen ein. Eine weitere Priorität ist die Sicherstellung der Verrechnung von Minderungsleistungen („corresponding adjustments“), um eine Doppelzählung von Emissionsreduktionen zu vermeiden. Darüber hinaus unterstützt die afrikanische Verhandlungsgruppe den Übergang von CDM-Aktivitäten auf Grundlage einer gründlichen Bewertung und unter der Bedingung, dass sichergestellt ist, dass das Gesamtziel des Pariser Abkommens gewahrt bleibt.
Die Veranstaltung hob nicht nur die zahlreichen Chancen zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung durch Artikel 6 hervor, sondern ging auch auf die Herausforderungen ein, die mit der afrikanischen Beteiligung an entsprechenden Aktivitäten einhergehen. El Hadji Mbaye Diagne nannte den Aufbau nationaler Kapazitäten und Infrastruktur als eine der wesentlichen Herausforderungen. Ousmane Fall Sarr von der Westafrikanischen Allianz für Kohlenstoffmärkte und Klimafinanzierung wies auf zentrale Herausforderungen für die Arbeit der Allianz hin, darunter insbesondere auf die enorme Nachfrage nach kapazitätsbildenden Maßnahmen und den Mangel an finanziellen Ressourcen. Zum Ende der Veranstaltung berichtete Afef Jaafar über die Erfahrungen Tunesiens bei der Pilotierung von Artikel 6 und Carbon Pricing. Das Land plant die Einführung von Instrumenten zur CO2-Bepreisung in drei vorrangigen Sektoren (Energie, Zement und Elektrizität). Die Einnahmen aus der neuen CO2-Steuer und auch aus zukünftigen Aktivitäten unter Artikel 6 könnten in den Energy Transition Fund fließen, der seinerseits mehr Projekte in den Bereichen Erneuerbare Energien und Energieeffizienz unterstützen könnte.
Weitere Informationen
Die während des Webinars gehaltenen Präsentationen stehen jetzt zum Download zur Verfügung. Eine Videoaufzeichnung des Webinars kann hier eingesehen werden. Die Veranstaltung fand auf Französisch statt.