Januar 2023 - Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH hat 2018 im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die fünfte Phase des Projekts Globaler Kohlenstoffmarkt (GCM) begonnen. Das Projekt unterstützt die Partnerländer bei der Einführung und Nutzung flexibler Mechanismen zur Bepreisung von Kohlenstoff und anderer marktbasierter Instrumente zur Minderung des Klimawandels auf nationaler und regionaler Ebene. Seit der Verabschiedung von Artikel 6 des Pariser Klimaabkommens richtet sich das Projekt stärker auf die Kooperationsmechanismen.
Obwohl die Gruppe der Kleinen Inselentwicklungsstaaten (SIDS) – zu denen auch viele der karibischen Inselstaaten gehören – am wenigsten zu den globalen Treibhausgasemissionen beitragen, gehören sie aufgrund ihrer Größe, ihrer geografischen Lage und ihrer ökologischen Empfindsamkeit zu den Ländern, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Laut dem jüngsten IPCC-Bericht sind die dort lebenden Menschen durch den Anstieg des Meeresspiegels, den Verlust der Küstenökosysteme und der biologischen Vielfalt besonders gefährdet. Die Region wird zudem zukünftig durch intensivere und häufiger werdende Extremwetterereignisse wie Wirbelstürme bedroht, die voraussichtlich zu einer weiteren Zerstörung der Infrastruktur und des menschlichen Wohnraums führen werden. Die Kooperation im Rahmen von GCM bietet das Potenzial, im Rahmen marktbasierter Klimaschutzmaßnahmen sowohl einen globalen Beitrag zur Treibhausgasminderung zu leisten als auch regionale Klimaschutzmaßnahmen anzustoßen.
Ebenso wie die meisten anderen karibischen Inselstaaten hatten Grenada und St. Lucia vor Beginn des Projekts wenig Erfahrung im Bereich marktbasierter Klimaschutzinstrumente. Sie nahmen weder am Clean Development Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls teil, noch nutzten sie andere Instrumente zur Bepreisung von Kohlenstoff. Interesse zeigte sich bei einem Workshop zu Kohlenstoff-Bepreisung im Jahr 2017, der vom Regionalen Kooperationszentrum des UNFCCC in St. Georges - Grenada (RCC St. Georges) in Zusammenarbeit mit MexiCO2 durchgeführt wurde. Allerdings war diese Zeit von großer Unsicherheit geprägt, da kein Regelwerk für die praktische Anwendung und Umsetzung von marktbasierten Klimaschutzmaßnahmen unter Artikel 6 des Pariser Abkommens existierte. Es wurde erst im Jahr 2021 auf der COP26 in Glasgow beschlossen. Diese klimapolitischen Entwicklungen gaben dem Projekt einen entscheidenden Schub. 2021 war dann auch das Jahr, in dem GCM die Zusammenarbeit mit Grenada und St. Lucia begann.
Trotz der bisher geringen Projektlaufzeit vor Ort konnte bereits einiges erreicht werden. GCM Karibik betrieb Kapazitätsaufbau im öffentlichen und privaten Sektor. Es förderte den Transfer von Wissen und baute Strukturen mit lokalen (politischen) Akteuren und Institutionen auf. Entscheidend für die erfolgreiche Entwicklung des Projekts war die enge Zusammenarbeit mit dem lokalen RCC St. Georges und der Organisation der Ostkaribischen Staaten. Durch die Partner und etablierten Strukturen des RCC konnte GCM Karibik wichtige Kontakte knüpfen und ein eigenes Netzwerk aufbauen. Im Laufe der Zeit wurde das Projekt zu einem zentralen Ansprechpartner für Fragen zu den Themen Kohlenstoff-Bepreisung und marktbasierte Klimaschutzinstrumente.
Das Hauptziel des Projekts bestand darin, in der Region die Potenziale der Kohlenstoffmärkte auszuloten und aufzuzeigen. Ein großer Erfolg war der erste Workshop zum Thema "Regionale Kohlenstoffmärkte" im Juli 2021, der verschiedene Akteure zusammenbrachte, um über diese Fragen zu diskutieren. Nationale Bedürfnisse konnten ermittelt und in spezifische Ziele formuliert werden, z.B. der Notwendigkeit, weitere Kapazitäten aufzubauen. Es fanden mehrere Workshops statt, um Regierungsbeamten in St. Lucia und Grenada sowie Akteuren des Privatsektors in der Region eine allgemeine Einführung und Anleitung zum Thema Kohlenstoff-Bepreisung zu geben. In diesem Kontext ist die Veröffentlichung des Handbuchs zur praktischen Anwendung von Artikel 6 des Pariser Abkommens durch CARICOM mit Unterstützung von GCM ein wichtiger Projekterfolg. Das Handbuch wurde positiv angenommen und bereits in der Praxis angewandt. Darüber hinaus war das Projekt Mitveranstalter eines virtuellen Side-Events auf dem Climate Summit for Latin America and the Caribbean, bei dem Expert*innen die Bedingungen für die Förderung von Mechanismen zur Bepreisung von Kohlenstoff in der Region diskutierten.
Langfristig unterstützt GCM Karibik aktiv die Gründung der Caribbean Alliance on Carbon Markets and Climate Finance, die erstmals im Juli 2022 mit den relevanten Interessengruppen besprochen wurde. Die Allianz zielt darauf ab, den überregionalen Austausch zwischen den karibischen Inselstaaten zu Kohlenstoffmärkten zu fördern. Darüber hinaus wird das Projekt die Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern in Bezug auf die Umsetzung, die Bereitschaft und transaktionsbezogene Fragen im Zusammenhang mit Artikel 6 verstärken. Die im Rahmen des Karibikprojekts geleistete Vorarbeit bietet einen guten Ausgangspunkt für andere SIDS, die sich in Zukunft mit der Kohlenstoffpreisgestaltung befassen wollen. Alle Beteiligten, die ähnliche Aktivitäten planen oder weitere Informationen wünschen, sind eingeladen, mit dem Projekt in Kontakt zu treten.