Hintergrund und Zielsetzung
Der Markt für freiwillige Kompensation von Treibhausgas-Emissionen in Deutschland wächst rasant. Immer mehr Organisationen, insbesondere Unternehmen, haben sich Klimaschutzziele gesetzt, zu deren Umsetzung immer häufiger Kompensationszertifikate eingesetzt werden. Auch das Interesse an Zertifikaten aus deutschen Projekten hat zugenommen, im Jahr 2022 haben Kompensationsanbieter in Deutschland insgesamt 71,8 Mio. Tonnen CO2e in Form von Zertifikaten verkauft, 43,6 Mio Zertifikate davon wurden stillgelegt. Da Unternehmen meist mit dem Ziel des Klimaneutralitätsclaims kompensieren, werden sie immer wieder mit dem Vorwurf des Greenwashings konfrontiert. Darüber hinaus besteht insbesondere bei inländischen Projekten die Gefahr einer mehrfachen Inanspruchnahme von Minderungen (double claiming), wodurch die ökologische Integrität untergraben werden kann. Der vom Umweltbundeamt empfohlene Grundsatz der Kompensation – Vermeiden, vor Reduzieren, vor Kompensieren – wird in diesen Fällen nicht ausreichend gewahrt.
Vor diesem Hintergrund hat das Umweltbundesamt (UBA) das Vorhaben ,,Grundlagenarbeit zur Etablierung eines Labels für inländische Treibhausgas-Kompensation‘‘ beauftragt, welches gemeinsam von aldephi research (Leitung) und dem Wuppertal Institut durchgeführt wird. Ziel ist es ein mögliches Label- oder Kennzeichnungssystem im Bereich der Treibhausgaskompensationen zu prüfen und damit zur Sicherung der Qualität in diesem Feld beizutragen.
Umsetzung und Ausblick
Im ersten Schritt führt das Projektteam eine Analyse bestehender Ansätze und Kennzeichnungsformen durch, darunter Labels bzw. Siegel zur Kompensation und Zertifizierungen unternehmerischer Klimaneutralität. Auf dieser Grundlage soll in einem nächsten Schritt ein Kriterien- und Prüfkatalog zur Bewertung inländischer Kompensation erarbeitet werden, der anschließend die Basis zur Ausformulierung eines eigenen Label-Systems bildet. Flankiert werden diese Arbeiten von mehreren Workshops, die die kontinuierliche Einbindung relevanter Stakeholder in den Prozess und somit eine kritische Reflektion der Forschungsergebnisse ermöglichen. Die Arbeiten sollen die veränderten Rahmenbedingungen des Pariser Klimaabkommens berücksichtigen und eine umweltintegere Beteiligung von Akteur*innen an Klimaschutzprojekten ermöglichen.