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Neue Wege in der Klimafinanzierung

Die erste Auktion der Pilot Auction Facility (PAF) der Weltbank – Ergebnisse und Erfahrungen

Oktober 2015 – Am 15. Juli 2015 wurde von der Pilot Auction Facility die allererste Auktion von Preisgarantien für Carbon Credits aus Projekten abgehalten, die Methanemissionen reduzieren. Die Auktion zog weltweit 28 Bieter aus 17 Ländern an. Es gab 11 Auktionsrunden. Am Ende der Auktion blieben 12 Bieter übrig, um 8,7 Millionen Carbon Credits in Form von Garantien mit einem Basiswert von 2,40 USD zu erwerben.

Die Entstehung eines innovativen Fonds

Schnelles und entschiedenes Handeln ist erforderlich, um den Klimawandel zu begrenzen, Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Länder bei der Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit zu unterstützen und die Vorbereitungen auf eine Welt mit dramatischen Klima- und Wetterextremen voranzutreiben. Die öffentlichen Mittel sind begrenzt und der Preisverfall auf den Kohlenstoffmärkten hat zur Unwirksamkeit eines entscheidenden Anreizes geführt, der den Privatsektor bestärkte, in klimafreundliche Projekte zu investieren. Der Preisverfall hat ebenfalls dafür gesorgt, dass viele Projekte, die Treibhausgasemissionen reduzieren, von ihrer Stilllegung bedroht sind.

Die Pilot Auction Facility for Methane and Climate Change Mitigation (PAF) wurde infolge eines Berichts der Methane Finance Study Group geschaffen. Diese Gruppe internationaler Experten war 2012 auf Betreiben der G8 einberufen worden, um innovativer Finanzierungsansätze zur Verringerung von Methanemissionen zu untersuchen. In ihrer Entwurfs- und Entwicklungsphase erfuhr die PAF ebenfalls Unterstützung durch Partner in der Climate and Clean Air Coalition.

Die Methane Finance Study Group ermittelte 1.200 Methanprojekte, die aufgrund der niedrigen Zertifikatspreise Gefahr liefen, stillgelegt zu werden. Gleichzeitig wurden die benötigten zusätzlichen Einnahmen, um die Fortsetzung des Betriebs zu gewährleisten, als geringfügig eingestuft. Die Study Group schätzte, dass ein Reduktionspotential von Methanemissionen von insgesamt 8.200 Millionen tCO2e über alle Entwicklungsländer hinweg mit einem Mehrkostensatz von weniger als 10 USD pro Tonne erschlossen werden könnte.

Ziel der PAF ist es, Investitionen in Projekte dieser Art durch einen garantierten Mindestpreis für ihre Carbon Credits anzuregen. Die Garantie wird durch die im Fonds vorhandenen Mittel gesichert, welcher durch die Weltbankgruppe eröffnet und verwaltet wird. Bis zum 01. Juli 2015 hatte die PAF bereits Beiträge in Höhe von 53 Mio. USD von Deutschland, Schweden, der Schweiz und den USA erhalten; das Gesamtfinanzierungsziel beträgt 100 Mio. USD.

Die Innovation der PAF besteht darin, dass sie eine Auktion nutzt, um das Niveau ihrer Preisgarantien festzusetzen und zu vergeben. Die wettbewerbliche Natur dieser Auktion bestimmt den Mindestpreis, welcher vom Privatsektor gefordert wird, um in Klimaschutzprojekte zu investieren und somit die höchstmöglichen Effekt öffentlicher Mittel und den größtmöglichen Klimanutzen pro Dollar zu erzielen. Die erfolgreichen Bieter müssen einen Aufpreis zahlen, um die Preisgarantien zu erwerben – ein wichtiger Bestandteil, der gewährleistet, dass für sie „etwas auf dem Spiel steht“, ein finanzieller Anreiz, die Zertifikate zu liefern.

Eine Anleihe der Weltbank schafft eine Preisgarantie

Die Weltbank gibt eine besondere Art der Anleihe aus, um die Preisgarantie zu gewährleisten, wobei die Prämie einfach den Kaufpreis der Anleihe darstellt. Gemäß den Bedingungen der Anleihe ist ihr Inhaber berechtigt, aber nicht verpflichtet, die durch seine Klimaschutzprojekte generierten Zertifikate zum garantierten, durch die Auktion bestimmten Preis an die PAF zu verkaufen.

Diese Option lässt den Inhabern der Anleihe die Wahl: Steigen die Kohlenstoffpreise auf den internationalen Märkten über den garantierten Preis, können sie ohne weiteres ihre Zertifikate auf dem Markt verkaufen und die PAF erreicht ihr Ziel ganz ohne eigene Kosten (Anreize für Investitionen des Privatsektors in den Klimaschutz zu schaffen). Bleiben die Kohlenstoffpreise niedrig, können die Inhaber der Anleihen ihre Emissionsreduzierungen zum durch die Auktion bestimmten Preis an die PAF verkaufen.

Als weitere attraktive Eigenschaft dieser Anleihen können diese nach ihrer Ausgabe frei gehandelt werden. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Käufer einer Anleihe mit einem Projekt, das nicht das erwartete Volumen an Zertifikaten generiert, seine Anleihe an einen anderen Entwickler verkaufen kann, der der Ansicht ist, dass sein Projekt mehr Emissionsreduzierungen generieren wird, so dass er Nutzen aus der Preisgarantie ziehen kann. Diese Handelbarkeit maximiert die Wahrscheinlichkeit, dass die PAF ihr volles Emissionsreduzierungspotenzial ausschöpfen kann.

Einzelheiten zur ersten Auktion

Die Auktion am 15. Juli 2015 gestaltete sich als Rückwärtsauktion, bei der die Bieter das Niveau des garantierten Preises bzw. des Basispreises herunterbieten, während der Aufpreis feststehend ist. Einige Monate zuvor hatte die PAF die Kriterien bekanntgegeben, in der diejenigen Zertifikate spezifiziert wurden, die zur Einlösung der Auszahlung der Preisgarantie zugelassen sind. Die erste Auktion konzentrierte sich auf Certified Emission Reductions (CERs) aus Projekten zur Reduzierung von Methanemissionen auf Mülldeponien, in der Landwirtschaft und in Abwasseranlagen. Viele dieser Projekte sind in Brasilien, Indien, Indonesien, Malaysia, Mexiko und Thailand angesiedelt. Während der vorangegangenen neun Monate hat das PAF-Team mehrere Workshops in diesen Ländern sowie Webinare und Aufklärungskampagnen veranstaltet und eine aktive Website unterhalten, um eine starke und wettbewerbliche Teilnahme an der Auktion sicherzustellen.

Die erste Auktion verfügte über ein Budget von 25 Mio. USD, d.h. die Auktion konnte Preisgarantien im Wert von maximal 25 Mio. USD vergeben (z. B. 5  Millionen CERs zu 5 USD pro CER). In der Auktion wurde eine Reihe von Anleihen zur jährlichen Einlösung über einen Zeitraum von fünf Jahren angeboten. Um mehrere Gewinner der Auktion zu gewährleisten, war es den Bietern nicht gestattet, Preisgarantien im Wert von mehr als 2 Millionen CERs zu erwerben. Der Ausgangspreis der Auktion wurde auf 8,00 USD pro CER und der Aufpreis auf 0,30 USD pro CER festgesetzt.

Zum Zeitpunkt der Terminverkündung der Auktion hatten bereits 90 Firmen bzw. Einzelpersonen, die zuvor ihr Interesse bekundet hatten, ein Paket zur Bewerbung als Bieter mit vierwöchiger Rücksendefrist erhalten. Das Sekretariat der PAF erhielt vor Fristablauf am 25. Juni 33 Bewerbungen. Um zu gewährleisten, dass sich nur seriöse Bieter für die Teilnahme an der Auktion qualifizierten, wurde von den Bewerbern die Zahlung einer zu erstattenden Anzahlung in Höhe von 0,06 USD pro CER verlangt. Die vom Bewerber überwiesene Anzahlung bestimmte dessen maximale Teilnahmeberechtigung als Bieter. Ein Unternehmen mit einer Anzahlung in Höhe von 60.000 USD war bspw. berechtigt, ein Gebot für maximal 1 Million CERs abzugeben. Nach der Auktion wurden den erfolglosen Bietern ihre Anzahlungen erstattet, wohingegen die Gewinner den erforderlichen zusätzlichen Betrag für den Erwerb der Anleihe zum Preis von 0,30 USD pro CER überwiesen. Die PAF überprüfte außerdem die Integrität der Bewerber, um jegliches damit verbundene Risiko einer Rufschädigung zu vermeiden.

Von den anfänglichen 33 Bewerbern qualifizierten sich 28 Firmen aus 17 Ländern offiziell zur Teilnahme an der Auktion und erhielten daraufhin Schulungen seitens NERA Economic Consulting, dem Auktionsmanager. Die Schulungen umfassten Handbücher, Webinare und eine Auktionssimulation, während der sich die Bieter mit der Plattform vertraut machen konnten.

Der Tag der Auktion

Am 15. Juli 2015 wurde den Bietern eine Stunde vor Beginn der Auktion gestattet, ein „Abwesenheitsgebot“ abzugeben, wobei die Software automatisch und gemäß einem zuvor festgelegten Mindestpreis für sie ein Angebot abgab, mit dem sie einverstanden waren. Diese Möglichkeit ist nützlich für Bieter, die nicht am Bieten interessiert sind oder aus anderen Gründen nicht an der Echtzeitauktion teilnehmen können, weil sie möglicherweise in einer entfernten Zeitzone leben.

Das aktive Bieten begann bei 8,00 USD pro CER, und die Bieter hatten 15 Minuten, um anzugeben, wie viele Put-Optionen sie zu diesem Preisgarantieniveau willens wären zu kaufen. Die anfängliche Nachfrage war mit über 22 Millionen Tonnen Zertifikaten hoch. In jeder aufeinanderfolgenden Auktionsrunde verkündete der Auktionsleiter einen niedrigeren Basispreis und die Bieter wurden dazu aufgefordert, diejenige Menge an CERs anzugeben, die sie noch zu diesem aktuellen Preis bereitstellen würden. Die Bieter verringerten ihre Nachfrage stufenweise oder stiegen gänzlich aus, als der Preis pro CER sank. Nach 11 Runden wurde das Ende der Auktion erreicht, an dem die Nachfrage nach Put-Optionen knapp unter dem Budget der Auktion lag. Die verbliebenen zwölf Bieter erwarben Garantien im Wert von 8,7 Millionen CERs zu 2,40 USD pro CER.

Zukünftige Auktionen und Erweiterungen

Die erste Auktion zeigt, dass eine stabile und wettbewerbsfähige Nachfrage nach den durch die PAF angebotenen Preisgarantien besteht. Die PAF hat bereits damit begonnen, an ihrer nächsten Auktion zu arbeiten, bei der ein anderer Ansatz erprobt werden könnte, wie zum Beispiel eine Vorwärtsversteigerung, bei welcher die Prämie hochgeboten wird und der Basis- oder Garantiepreis durch den Auktionsleiter festgesetzt wird. Dies entspricht dem Ziel der PAF, unterschiedliche Ansätze zu prüfen und die dabei gewonnenen Erkenntnisse zu teilen.

Diese Pilotauktionen werden das Potenzial der PAF als einen innovativen Klimafinanzierungsmechanismus demonstrieren. Die Weltbankgruppe sieht dem Potenzial durch Replikation und Erweiterung, auch über den Green Climate Fund und andere öffentliche Investoren, erwartungsvoll entgegen. Bei einer Durchführung im erweiterten Rahmen könnte so beispielsweise der Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid und anderer Klimaschadstoffe reduziert werden. Im größeren Maßstab kann dieses Modell dafür genutzt werden, jegliches Ergebnis anzuregen, das unabhängig gemessen und verifiziert werden kann.

Scott Cantor und Brice Quesnel, Die Weltbank

Dieser Beitrag erschien erstmalig in der Carbon Mechanisms Review 03-2015.

Weitere Informationen

www.pilotauctionfacility.org

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